WhatsApp, Twitter, Instagram, Snapchat - alleine die Informationen, die du tagtäglich über dein Smartphone abrufst sind grenzenlos. Dabei switchst du ständig von einem Kanal zum nächsten und unterscheidest zwischen wichtig und unwichtig. Dein Gehirn läuft dabei permanent auf Hochtouren. Das belastet und kann deine mentale Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen. In diesem Artikel erfährst du deshalb, wie dein Gehirn mit der Masse an Informationen umgeht und wie du durch unsere 5 Tipps die Überlastung verringern kannst.

 

Zu viele Informationen führen zu Überlastung

Laut einer Studie der University of California in San Diego wirst du mit dem Äquivalent von 34 GB Information bombardiert - jeden Tag! Das sind 100.500 Worte täglich oder 23 Wörter pro Sekunde. Roger Bohn und James Short, die Autoren der Studie, glauben, dass diese Informationsüberlastung dein Gehirn langfristig schädigt. Man separieren sich zunehmend von anderen Menschen und entwickeln eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne. Das wiederum beeinträchtigt komplexes Denken. "Menschen, die die ganze Zeit am Computer oder Handy hängen", so der New Yorker Psychiater Edward Hallowell, der auf Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen spezialisiert ist, "sind so beschäftigt damit, Informationen aus allen Richtungen zu verarbeiten, dass sie das Bedürfnis zu denken und zu fühlen verlieren."

Take-Home-Message #1: Eine permanente Flut an Informationen überlastet dein Gehirn. Es regt nicht zum denken an, sondern lässt dich abstumpfen.


Wie dein Gehirn auf die Informationsflut reagiert

Die Kapazität deines Gehirns ist limitiert. Wenn es mit zu vielen Informationen überlastet ist, führt das zu einer Stressreaktion, ausgelöst durch eine Überforderung der Sinnesorgane. Ist man dauerhaft Stress ausgesetzt, gerät der Körper in eine Art Ausnahmezustand. Während diesem Dauer-Stress-Zustand werden die Hormone Adrenalin, Norarenalin und Dopamin ausgeschüttet. Die Folgen sind unter anderem ein erhöhter Blutdruck, Verdauungsprobleme und Kopfschmerzen. In dem so genannten Malmö Preventive Project in Schweden, konnte bei einer an Langzeitstudie¹ an 33.000 Menschen die Auswirkung von dauerhaftem Stress auf Herzinfakt- und Schlaganfallrisiko bewiesen werden. Auch die Psyche wird bei einer Überforderung durch große Informationsmengen beeinträchtigt. Grund dafür ist eine dauerhafte Aktivierung des Sympatikus. Der Sympatikus als Teil des Nervensystems, versetzt den Körper in Leistungsbereitschaft und so ist das Aktionspotential in allen Körperzellen auf Höchstleistung. Das führt langfristig zu Erschöpfungserscheinungen, Gereiztheit und Aggressivität. Kurz gesagt: die Arbeitseffizienz sinkt.² Das Resultat für deine mentale Leistungsfähigkeit: Dauerhafter Stress, und damit eine dauerhafte Ausschüttung von Cortisol, kann die Zellen des Hippocampus schädigen. Der Hippocampus ist der Teil des Gehirns, der für Lernen und Gedächtnis von zentraler Bedeutung ist. Werden Zellen geschädigt, wirkt sich das negativ auf das Erinnerungsvermögen aus.

Take-Home-Message 2#: Eine Überlastung durch hohe Informationsmengen versetzen den Körper in einen Stresszustand. Folgen sind z.B. ein erhöhter Blutdruck und ein eingeschränktes Erinnerungsvermögen.


Multitasking - Die Lösung?

Sind wir dauerhaft mit neuen Informationen konfrontiert, versuchen wir diese natürlich zu managen. Darunter versteht man allgemein die Fähigkeit zum Multitasking. Dir werden gute Fähigkeiten beim Multitasking zugesprochen? Das ist doch toll, oder? Forscher von der Stanford University in Kalifornien fanden in einer Studie an 100 Probanden eher Gegenteiliges heraus. Das menschliche Gehirn kann maximal zwei Aufgaben gleichzeitig bearbeiten. Kommt eine dritte Aufgabe dazu, sinkt die Genauigkeit, mit der das Gehirn alle drei Aufgaben erledigt, dramatisch. “Multitasker” sind besonders unaufmerksam, vergesslich und unflexibel. Dieses Ergebnis war eine große Überraschung - dachte man doch, dass gerade Multitasker eine besondere Gabe haben. Stattdessen sind es die Multitasker, die im Nachteil sind. Ihnen fehlt die Fähigkeit, das Irrelevante vom Relevanten zu filtern. “Alles lenkt sie ab”, so ein Mitglied des Forscherteams, das seine Ergebnisse im Journal “Proceedings of the National Academy of Sciences” vorstellte. Das führt nicht nur zu unfokussiertem Arbeiten sondern bremst auch das Gehirn aus, weil es dadurch mehr Informationen verarbeiten muss.

Take-Home-Message #3: Das Multitasking als Arbeits- und Lernstrategie selbst führt zu Konzentrationsproblemen und Leistungsdefiziten.

Gehirn Überlastung


5 nützliche Tipps für effektives Arbeiten ohne Überlastung

Wir haben also festgestellt: Multitasking ist nicht die Lösung des Problems und führt unweigerlich zu einem noch höheren Stresslevel und zu Überlastung. Auch wenn es verlockend ist, mehrere Dinge zwecks Zeitersparnis gleichzeitig zu erledigen: Tatsächlich ist es sinnvoller sich intensiv mit einer Sache zu beschäftigen und dann zur nächsten Sache überzugehen. Im Folgenden findest du weitere nützliche Tipps und Tricks, wie du es schaffst dich besser zu organisieren, deine Zeit einzuteilen und produktiv zu sein - ganz ohne Multitasking.

1. Prioritäten setzen

Du weiß nicht, wo dir der Kopf steht und wünschst dir am liebsten fünf Arme, um all die wichtigen Aufgaben gleichzeitig abzuarbeiten? Verständlich, aber unmöglich. Gehe deine Aufgaben stattdessen strukturiert an. Verschaffe dir einen Überblick über deine “To-Do’s” und setze Prioritäten. Was muss zuerst erledigt werden und was kann noch warten? Plane so deinen Arbeitstag durch und treffe sinnvolle Entscheidungen nach denen du dann eine Aufgabe nach der anderen abarbeitest.

2. Fokussiert bleiben

Du tendierst dazu, dich schnell ablenken zu lassen durch Gespräche mit Kollegen, E-Mails oder die unendlichen Weiten des Internets? Das ist leider Gift für ein erfolgreiches Zeitmanagement und eine produktive Arbeitsweise. Was du brauchst, ist ein hohes Maß an Konzentration und die Fähigkeit, fokussiert zu bleiben. Baue dir daher eine Art “Schutzwall” auf und lasse dich durch nichts und niemanden stören. Wenn du mit mehreren Kollegen ein Büro teilst, dann schaffe dir deine ideale Arbeitsatmosphäre mit genau den Voraussetzungen, die du für fokussiertes Arbeiten benötigst. Wechsle gegebenfalls den Raum, höre Musik und verbiete dir bewusst das Internet.

3. E-Mails sinnvoll abarbeiten

E-Mails und Meetings sind laut einer Studie³ von Bain Company, einer internationalen Management-Beratung, der Zeitfresser Nummer eins in deutschen Büros. Und tatsächlich, wenn das Postfach überläuft, meint man immer sofort reagieren zu müssen und lässt sich schnell aus dem Konzept bringen. Du benötigst also eine gute Strategie, wie du mit deinen E-Mails umgehst. Am besten du machst es wie viele Topmanager: Du richtest dir dafür ein genaues Zeitfenster ein, z.B. schaust du nur zwei Mal am Tag für etwa 30 Minuten in deine E-Mails - einmal morgens und einmal abends - und arbeitest diese ab.

4. Pausen einplanen

Essentiell für fokussiertes Arbeiten sind regelmäßige Auszeiten und Pausen. Hier ist nicht die Rede von der großen Mittagspause, sondern von kleinen Minipausen zwischen intensiven Konzentrationsphasen. Denn laut Studien wird der Akku deines Gehirns auf diese Weise schnell wieder aufgeladen. Nach 1-2 Stunden Höchstleistung gönnst du dir am besten 5 Minuten Pause, die du dir gestaltest wie du möchtest: Kaffee trinken, mit den Kollegen quatschen oder Entspannungsübungen für Muskeln und Rücken machen. Hauptsache du minimierst die Menge an Reizen, die auf dich eintreffen.

5. Smartphone abschalten

Wen wundert es? Das Smartphone ist ein absoluter Produktivitätskiller und gaukelt uns auch noch unsere Multitasking-Fähigkeit vor, sagt Psychologieprofessor Christian Montag vom Lehrstuhl für Molekulare Psychologie der Universität Ulm im Interview mit der Süddeutschen Zeitung⁴. Weil fast schon reflexartig durchschnittlich alle 18 Minuten zum Handy gegriffen wird, fehlt der “Flow, das ist der Zustand, wenn wir von einer Aufgabe völlig absorbiert sind, Zeit und Raum vergessen und produktiv sind”, heißt es weiterhin. Nutzt du dein Smartphone also nicht direkt für die Arbeit, schalte es ab oder lege es bei Seite und schaue erst wieder in der Pause drauf.


Quellen:

http://neurolab.eu/neurostress/chronischer-stress/
http://www.gesundheit-und-wohlbefinden.net/psychische-ueberforderung-durch-reizueberflutung/
http://www.bain.de/press/press-archive/your-scarcest-resource.aspx
http://www.sueddeutsche.de/karriere/psychologie-professor-christian-montag-im-interview-produktivitaetskiller-smartphone-1.2779801

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