Spermidin gilt als Kickstarter für die Zellerneuerung und viele andere organische Prozesse. Erfahre alles über Spermidin-Lieferanten und ihre Wirkung.

 

1. Was ist Spermidin?

Spermidin oder auch Monoaminopropylputrescin ist ein biogenes Polyamin. Polyamine sind sogenannte „engständige Aminogruppen“. Es handelt sich also um gesättigte, offenkettige oder cyclische organische Verbindungen.

Ähnlich wie Aminosäuren liegen die chemischen Verbindungen also in einer Art Kettenform vor. Spermidin entsteht dabei als Zwischenprodukt bei der Bildung von Spermin und Putrescin.

Spermidin kommt in allen lebenden Zellorganismen vor und ist maßgeblich am Zellwachstum beteiligt. Obwohl seine genaue physiologische Funktion noch nicht geklärt ist, geht man davon aus, dass Spermidin unter anderem an der Bildung von Proteinen und Nukleinsäuren beteiligt ist und dabei etwa zur Membranstabilisierung dient [1].

Die Menge an Spermidin in unserem Körper erhöht sich bei einer Beschleunigung des Stoffwechsels. Die Produktion körpereigenen Spermidins nimmt mit zunehmendem Alter ab.

In der Schwangerschaft oder bei Kindern auch während ihrer Wachstumsschübe ist der Spermidinproduktion hingegen stark erhöht. Auch nach starker körperlicher Anstrengung oder nach nennenswerten Blutverlusten und längeren Höhenaufenthalten ist der Spermidinbedarf ebenfalls deutlich höher.

Hohe Spermidinwerte können darüber hinaus auch als Hinweis auf bestimmte Erkrankungen wie etwa Rheuma, Hepatitis oder Ekzeme der Haut dienen.

2. Wirkung und Nebenwirkungen von Spermidin

Spermidin hat viele wichtige Funktionen innerhalb des menschlichen Organismus. So trägt das Polyamin unter anderem auch zur normalen Funktion unserer Herzmuskelzellen bei [2].

Auch auf den allgemeinen Aufbau und die Funktion der Mitochondrien hat Spermidin eine nicht zu unterschätzende Wirkung [3]. Ein Versuch der Freien Universität Berlin an Fruchtfliegen konnte mittlerweile außerdem zeigen, dass Spermidin altersbedingte Demenz verhindern könnte.

Mit diesem Phänomen experimentieren derzeit auch Professoren der Berliner Charité. Sie wollen herausfinden, ob die Vergabe von Spermidin - etwa durch eine Pille oder ein Supplement - das Potenzial hat, Alzheimer und Demenz vorzubeugen.

Dabei zeigten neuropsychologische Tests eine deutliche Verbesserungen der Gedächtnisleistungen unter Vergabe von Spermidin [4]. Obwohl der Ausgang der Studie natürlich noch nicht in Stein gemeißelt ist, zeigten sich außerdem auch keine nennenswerten Nebenwirkungen.

Darüber hinaus wirkt Spermidin verstärkend auf den Prozess der Autophagie, also unsere natürliche Zellerneuerung [5]. Da die Autophagie nach einer kontrollierten Kalorienreduktion über 48 bis 72 Stunden eintritt, kannst du dir diesen Mechanismus etwa beim Fasten zu nutze machen.

Die wenigen Mahlzeiten, die du dann einnimmst, sollten für ein maximales Zell-Regenerationspotenzial, sehr reich an Spermidin sein.

Spermidin reiche Nahrungsmittel

3. Spermidinreiche Lebensmittel

Neben der körpereigenen Produktion von Spermidin können wir das Polyamin auch bequem über Lebensmittel aufnehmen. Mit 243 mg/kg fällt die Dosis Spermidin etwa für Weizenkeime am höchsten aus.

Beeindruckend und etwas unerwartet ist aber auch die Menge Spermidin in Käse: Ein sehr reifer Cheddar enthält 199 mg/kg. Weitere Spermidin reiche Nahrungsmittel sind Sojabohnen: Im getrockneten Zustand können sie dir bis zu 207 mg Spermidin/kg liefern.

Mit starken 104 mg/kg können aber auch die ohnehin sehr nährstoffreichen Kürbiskerne mithalten. Solide Spermidin-Lieferanten sind außerdem verschiedene Pilze.

Je nach Sorte können Champignon, Steinpilz und Co. mit sehr soliden Zahlen punkten: Auf 1 kg kommen bis zu 90 mg Spermidin. Mit Werten zwischen 40 und 60 mg/kg finden sich darüber hinaus auch noch Erbsen, Rindfleisch, Hühnerleber und Reiskleie.

In Lebensmitteln wie Brokkoli, Blumenkohl, Dill, Haselnüssen sowie auch Mais und Mango finden sich geringere, aber mit 20 bis 30 mg/kg noch nennenswerte Dosen Spermidin.

4. Spermidin aktuell - Der Bezug zu CoVid 19

Virologen der Berliner Charité untersuchen gerade, ob Spermidin womöglich auch eine Rolle im Kampf gegen das Coronavirus spielen könnte. Es handelt sich dabei also um Kollegen von Professorin Prof. Agnes Flöel, die das Polyamin gerade bereits im Hinblick auf Demenz untersucht.

Grund für Spermidins potenziell günstige Wirkung, so Flöel, sei schließlich die Verstärkung des Autophagie-Prozesses. Einige Untersuchungen der Virologie haben in diesem Zusammenhang nun gezeigt, dass die neuen Coronaviren gerade diesen Prozess sowie auch die körpereigene Bildung von Spermidin maßgeblich beeinträchtigen.

Auf diese Weise kann sich das Virus vielleicht auch so schnell ausbreiten. Aufgrund dieser Beobachtung soll nun anhand von Zellkulturen getestet werden, ob eine externe Zugabe von Spermidin womöglich eine hemmende Wirkung auf die Ausbreitung des Virus haben könnte. Wie der Ausgang dieser Untersuchung sein wird, ist allerdings noch unklar [6].

5. Fazit

Spermidin ist ein biogenes Polyamin, welches als Zwischenprodukt bei der Bildung von Spermin entsteht. Es kommt in vielen Körperflüssigkeiten des Menschen vor.

In unserem Organismus spielt Spermidin einerseits eine wichtige Rolle bei der Zellerneuerung, also der Autophagie, damit andererseits jedoch auch bei der allgemeinen Gesundheit unserer Herzmuskeln und der Funktion der Mitochondrien. Damit ist die Rolle des Polyamins für unsere Gesundheit nicht zu unterschätzen. 

Da Virologen an der Charité einen Zusammenhang zwischen den neuen Coronaviren und einer Hemmung der körpereigenen Spermidinproduktion sowie der Autophagie gefunden haben, wird Spermidin derzeit unter anderem auch im Hinblick auf eine Milderung oder Prävention einer Infektion beforscht.

Unabhängig vom Ausgang dieser Untersuchung kann es jedoch so oder so nicht schaden, deiner natürlichen Zellerneuerung mit Spermidin auf die Sprünge zu helfen. Achte dafür einfach auf eine vitalstoffreiche Ernährung, die immer mal wieder auch Spermidin enthält.

Besonders spermidin reiche Lebensmittel sind etwa Weizenkeime, Sojabohnen, sehr reife Käsesorten sowie einige Pilze und Kürbiskerne.

6. Quellen

[1] Depletion of cellular polyamines, spermidine and spermine, causes a total arrest in translation and growth in mammalian cells, Proceedings of the National Academy of Sciences, Volume 110, Issue 5, p. 2169-2174, https://www.pnas.org/content/110/6/2169.
[2] de Cabo, R.; Navas, P. (2016), Spermidine to the rescue for an aging heart, Nature Medicine, Volume 22, Issue 12, p. 1389-1390, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5853099/.
[3] Wang, J.; Li, S.; [...]; Zhao, Y. (2020), Spermidine alleviates cardiac aging by improving mitochondrial biogenesis and function, Aging, Volume 12, Issue 1, p. 650-671, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31907336/.
[4] Gupta, V. K.; Scheunemann, L.; [...]; Madeo, F. (2013): Restoring polyamines protects from age-induced memory impairment in an autophagy-dependent manner, Restoring polyamines protects from age-induced memory impairment in an autophagy-dependent manner, Nature Neuroscience, Volume 16, p. 1453–1460, https://www.nature.com/articles/nn.3512.
[5] Eisenberg., T.; Knauer, H.; [...]; Madeo, F.; (2009), Induction of autophagy by spermidine promotes longevity, US National Library of Medicine National Institutes of Health (Publ), Natural Cell Biology, Volume 11, p. 1305–1314, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19801973/?dopt=Abstract.
[6] Leppert, B. (2020), Spermidin: Neuer Hoffnungsträger bei Corona, Apothekenumschau, published online: https://www.apotheken-umschau.de/Coronavirus/Spermidin-Neuer-Hoffnungstraeger-bei-Corona-558501.html.