Schon ab der Pubertät ist das Gehirn von Männern und Frauen unterschiedlich

Schon immer hat die Wissenschaft interessiert, ob Frauen ein anderes Gehirn haben als Männer. Eine neue US-amerikanische Studie hat jetzt nachgewiesen: Ab der Pubertät unterscheidet sich bei Jungen und Mädchen die Durchblutung des Gehirns.

Das erklärt vielleicht, warum Frauen sozialer sind – aber auch häufiger an Angststörungen oder Depressionen erkranken. Wissenschaftler der University of Pennsylvania (USA) fanden kürzlich heraus, dass sich im Verlauf der Pubertät die Gehirndurchblutung ändert, und zwar bei Mädchen und Jungs unterschiedlich. Laut Ted Satterthwaite, dem leitenden Psychiater dieser Untersuchung, war es schon lange bekannt, dass erwachsene Frauen eine stärkere Hirndurchblutung haben als Männer, es war bisher jedoch unklar, ob wir schon so geboren werden oder ab wann dieser Unterschied auftritt.

Frauen haben eine stärkere Gehirndurchblutung

Um das herauszufinden, maßen die Forscher die Hirndurchblutung mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) bei mehr als 900 Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis 22 Jahren. Dabei fanden Satterthwaite und seine Kollegen heraus, dass Kinder beiderlei Geschlechts in jungen Jahren eine starke Gehirndurchblutung haben, die in den Jahren vor der Pubertät gleichmäßig abnimmt. Erst um das 16. Lebensjahr herum ändert sich das. Während die Durchblutung bei Jungen weiterhin abnimmt, stoppt dieser Prozess bei Mädchen, ja er beginnt sich sogar umzukehren. Mit ungefähr 20 haben Frauen eine etwa 15 bis 20 Prozent höhere Gehirndurchblutung als Männer.

Effekt besonders stark in sozialen Gehirnregionen

Für bestimmte Hirnregionen fanden die Forscher besonders deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Diese Differenzen könnten mit der Anfälligkeit für psychische Erkrankungen zusammenhängen. “Wir brauchen natürlich noch mehr Forschungen”, so Satterthwaite, “aber die Unterschiede in der Durchblutung könnten ein Grund dafür sein, warum Frauen für soziale Aufgaben besser geeignet sind. Denn die Differenzen waren am deutlichsten ausgeprägt in Hirnregionen, die mit Sozialverhalten und der Regulierung von Emotionen verknüpft sind.”

Wichtig für psychische Erkrankungen?

Außerdem könnte dies auch eine Erklärung dafür sein, dass die Geschlechter für verschiedene psychische Erkrankungen unterschiedlich anfällig sind. So erkranken junge Männer häufiger an Schizophrenie, während Frauen eher unter Angststörungen und Depressionen leiden.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, was Eltern schon immer wussten: Mädchen und Jungen entwickeln sich unterschiedlich. “Auf jeden Fall sollten wir Jungen und Mädchen nicht in einen Topf werfen”, betont auch Satterthwaite. “Genauso wie die beiden Geschlechter unterschiedliche Wachstumsraten für Größe, Gewicht und Kopfumfang haben, brauchen wir wahrscheinlich auch unterschiedliche Wachstumstafeln für die Gehirnentwicklung. Daran könnte man psychische oder entwicklungsbedingte Probleme möglicherweise schon erkennen, bevor sie zu schweren Erkrankungen führen.”

Quelle: Theodore D. Satterthwaite, et al.: Impact of puberty on the evolution of cerebral perfusion during adolescence. PNAS, Voll 111, S. , 8643–8648.