Negative Erfahrungen können Stress verursachen, chronischer negativer Stress aber verursacht auf Dauer vielfältige körperliche und psychische Probleme. Das schreibt Rick Hanson in seinem Buch “ Das Gehirn eines Buddha: Die angewandte Neurowissenschaft von Glück, Liebe und Weisheit. Hanson gibt in seinem Buch sechs Tipps, was man dagegen tun kann.

Stress lauert überall

Ein Verkehrsrowdy, der Sie gefährdet, die rüde Bemerkung eines Kollegen oder der ängstliche Gedanke an die Kredithöhe, all das kann vom Gehirn als Bedrohung erlebt werden und in Ihrem Körper die Alarmglocken läuten lassen. Passiert so etwas öfter – sind wir also ständig in Alarmbereitschaft -, kann das zu mannigfaltigen psychischen Problemen führen: von mildem Unwohlsein und Unzufriedenheit über moderaten Stress und depressiven Störungen bis hin zu ausgesprochenem Trauma und psychischen Störungen.

Stress wird chronisch

Wenn derartige Leiden chronisch werden, dann hat das andauernde negative Konsequenzen für Körper und Gehirn. Dieser ständige negative Stress, diese Überstimulierung der Stressreaktionen des Körpers, die hauptsächlich vom so genannten Sympathikus (dem aktivierenden Teil des vegetativen Nervensystems) vermittelt werden, können zu Problemen des Magendarmtrakts, des Immunsystems, des Herz-Kreislaufsystems und des Hormonhaushalts führen, wobei die größten negativen Effekte häufig im psychischen Bereich beobachtet werden, in Form von Angststörungen und depressiven Störungen.

Was kann man tun?

Du musst lernen, wie du deine Alarm- und Stressreaktionen bewusst steuernst und herunter regulieren kannst, und so wieder auf einen ruhigen, friedvollen Level kommen kannst. Wenn du willentlich und bewusst Schritte unternimmst, die deine körperlichen Stressreaktionen dämpfen und beruhigen, dann hilft das auch dem Gehirn, mit dem Stress besser umgehen zu können.

In seinem Buch empfiehlt Hanson dafür sechs Methoden:

1. Entspannungsübungen
Sie können ganz nach Bedarf eingesetzt werden. Eine einfache Technik ist der so genannte entspannende Bodyscan. Du sitzt bequem und verlangsamst deine Atmung. Beginnend am Kopf arbeitest du dich den ganzen Körper hinunter, du achtest bewusst auf deine Atmung und löst jede Spannung.

2. Zwerchfellatmung 
Lange, tiefe Atemzüge in den Bauch verlangsamen die Herzfrequenz und aktivieren den beruhigenden Parasympathikus. Wenn du deine Hand auf den Bauch direkt unterhalb des Brustkorbs legst und langsame, tiefe Atemzüge machst, wird sich deine Hand deutlich auf und ab bewegen, während du ein-und ausatmest. Nach einiger Zeit gelingt die Zwerchfellatmung auch ohne Handkontrolle. Neben der Senkung der Herzfrequenz, wird bei der Zwerchfellatmung weniger Energie verbraucht als bei der Brustatmung. Der Blutdruck wird gesenkt und die Verdauung durch die Massage der Eingeweide gefördert.

3. Berührung der Lippen
Das Berühren verursacht eine beruhigende Reaktion, weil die Lippen voll von Nervenfasern des Parasympathikus sind. Daher rührt vielleicht auch – zumindest teilweise – die beruhigende Wirkung von Handlungen wie Essen, Nuckeln oder Rauchen.

4. Visualisierung
Die Kraft der eigenen Vorstellung kann stark sein und verursacht physische Reaktionen in deinem Körper. Dein Gehirn sendet im Grunde dieselben Signale ins Nervensystem, egal ob etwas real ist oder nur visualisiert – also nur in der Vorstellung existiert. Stell dir also friedvolle Szenen vor, um dich zu beruhigen, oder – wenn du mehr Zeit hast – entwickel ausgefeilte Szenarios mit Gerüchen und Geräuschen.

5. Herzfrequenzvariabilität (HFV) 
Die kleinen Änderungen in den Intervallen zwischen den einzelnen Herzschlägen spiegeln die Aktivität des Nervensystems wider. Man kann lernen, darauf bewusst Einfluss zu nehmen. Wie Studien gezeigt haben, bringt es physische und mentale Vorteile, wenn man lernt, die Kohärenz von Herz und Atmung zu trainieren. Das HFV-Biofeedback wird als komplementärmedizinische Methode schon länger in der Verhaltenstherapie genutzt. Dadurch sind Depressionen, Herzerkrankungen, Asthma, Angststörungen und Schlaflosigkeit günstig beeinflussbar.

6. Meditation
Dabei richtet der Meditierende seine Aufmerksamkeit von allen stressbeladenen Themen ab, entspannt und richtet seine Aufmerksamkeit nach innen, was wiederum den Parasympathikus aktiviert. Wie viele Studien gezeigt haben, kann eine regelmäßige meditative Praxis tatsächlich das Gehirn auf mehrere positive Arten verändern. Außerdem hilft Meditation bei einer Reihe von Erkrankungen und nicht zuletzt bei zahlreichen psychischen Problemen.

 

Quelle:
Rick Hanson: Das Gehirn eines Buddha: Die angewandte Neurowissenschaft von Glück, Liebe und Weisheit, Arbor Verlag, 2010.