Ein Faulenzerurlaub ist Gift für die Intelligenz

Die Urlaubszeit steht vor der Tür. Da kommt die Erkenntnis der Hirnforschung besonders fatal, dass schon wenige Tage Faulenzerurlaub ausreichen, um den Intelligenzquotienten spürbar zu senken: Wer sich zu wenig geistig beansprucht, dessen graue Zellen fangen schnell an "durchzuhängen". Doch Erholung muss nicht zwangsläufig mit geistigem Abbau einhergehen.

Bereits nach drei Tagen beginnt der Abbau

Schon bei einem kurzen Faulenzerurlaub setzt ein deutlicher geistiger Leistungsabfall ein. "Die Anzahl der Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn nimmt ab, die normalerweise 10.000 Verbindungen können bis auf wenige 100 Verbindungen schrumpfen. Bereits nach drei Tagen beginnt dieser Prozess", berichtet Dr. Siegfried Lehrl. Der IQ-Wert sinkt dabei um fünf Punkte, bis er nach drei bis vier Wochen seinen Tiefpunkt erreicht, an dem er um 20 Punkte gesunken ist. Diesen Wert unterschreitet er dann allerdings nicht mehr, denn das Gehirn hält sich durch seine vielen alltäglichen Aktivitäten auf diesem niedrigeren Niveau. Insbesondere Musiker spüren das schnell: "Üben sie einmal drei Tage lang nicht, dann merken sie ganz schnell, dass das Repertoire nicht mehr sitzt", so Lehrl.

Durch Training wieder auf Normalniveau

Doch bei der Unterbelastung durch vieles Faulenzen oder Nichtstun sterben die Hirnzellen nicht ab. Da sie lediglich ihre Verbindungen untereinander zurückbilden, können diese mit konsequenter Übung wieder aufgebaut werden. "Trainieren wir das Gehirn, können wir innerhalb von zwei Wochen schon 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität wieder herstellen", so Lehrl. Nach vier bis sechs Wochen erreichen wir schließlich wieder das Maximum unserer Leistungsfähigkeit. Und das geht umso besser, je jünger wir sind.

Auch im Urlaub geistig fordern

Wer es sich leisten kann, sollte sich daher nach dem Urlaub eine Übergangszeit zum "Ankommen" gönnen. Wer allerdings sofort wieder auf Hochtouren fahren muss, sollte sich schon im Urlaub geistig fordern. Das geht auch spielerisch und abwechslungsreich. Brechen Sie aus der Routine aus und fordern Sie Ihr Gehirn durch Neues! Das fällt im Urlaub besonders leicht. Verbessern Sie Ihre Sprachkenntnisse vor Ort oder erkunden Sie Land und Leute. Lassen Sie sich von der ungewohnten Umgebung zu neuen Aktivitäten anregen. Spielen Sie geistig anregende Spiele, wie Skat, Schach oder Mühle. Sehenswürdigkeiten und Museen zu besichtigen oder ein Buch zu lesen, lässt der Psychologe hingegen nicht gelten. Dabei werde zwar die Wahrnehmung, nicht aber das Denken geübt.

Wichtig ist, dass Sie sich trotz geistiger Herausforderung genügend Entspannung gönnen. Denn auch wer dauerhaft unter Stress steht, beeinträchtigt sein Denkorgan. Auf die richtige Mischung kommt es also an: Entspannung und mäßige geistige Herausforderungen sorgen dafür, dass der Urlaub nicht zum intellektuellen Absacker wird, sondern Sie so richtig aufbaut.

Dr. Siegfried Lehrl war lange akademischer Direktor der psychiatrischen und psychotherapeutischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg. Sein ganzes Forscherleben hat er sich mit den Themen Intelligenz und Gedächtnisleistung auseinandergesetzt.

Quellen:

http://www.drlehrl.de