Wer glaubt, dass körperliche Fitness zum Extremsportler reicht, der irrt sich gewaltig. Extremsportler gewinnen den Kampf vor allem im Kopf! Erst mentale Stärke zeichnet wahre Spitzensportler aus und macht sie wirklich erfolgreich. In diesem Artikel erfährst du, was es bedeutet, mental stark zu sein, wie Extremsportler ihre mentalen Grenzen überwinden und wie du das für dich nutzen kannst.

Was Extremsportler unter mentaler Stärke verstehen

Wer könnte besser beschreiben, was mentale Stärke bedeutet, als die, die es wirklich drauf haben? Zwei herausragende Extremsportler haben dem amerikanischen Sport- und Lifestylemagazin “Greatist” erzählt, was für sie mentale Stärke bedeutet. Einer von ihnen ist der Amerikaner Andy Scott. Er liebt die Herausforderung in den Bergen. Zu seinen Hobbies zählen deshalb extreme Mountainbike-Rennen durch die Berge von Colorado und das so genannte “Skibergsteigen”. Nachdem er den Berg auf Skiern erklimmt, geht es auf Selbigen wieder bergab. So bestieg er schon die größten und anspruchvollsten Berge in ganz Amerika. Definitiv nichts für schwache Nerven! Für Andy Scott ist es extrem wichtig, auf seine Umwelt zu achten. Der Kampf mit dem eigenen Körper und der Willenskraft wird für ihn häufig durch den Kampf mit der Natur überschattet. Die Kraft der Natur ist für Scott gewissermaßen der Endgegner, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Mentale Stärke bedeutet für Andy Scott: “die Anzeichen von Schwäche auszublenden. Dein Körper kann viel mehr leisten, als er dir signalisiert. Du fühlst dich müde und erschöpft? Das ist nur dein Gehirn, das dir sagt, dass du müde bist. Es will dich davor schützen, dich selbst zu verletzen. Dein Körper kann aber eigentlich noch viel mehr leisten. Du kannst diese mentale Begrenzung überwinden.”¹

Noch mehr gute Tipps hat die Australierin Samantha Gash auf Lager. Sie ist Extremsportlerin und Ultra-Langstreckenläuferin. Das allein ist ihr aber zu langweilig. Die Strecke von 250 Kilometern absolviert sie mit Vorliebe in der Wüste und mit 10 Kilo Versorgungsgepäck auf dem Rücken. Die 7 Tage in der Wüste scheinen Gash aber noch nicht ausgereicht zu haben. Innerhalb des folgendes Jahres absolvierte sie vier weitere, mehrtätige Ultramarathons durch die Wüste. Unter anderem in Chile und Ägypten. Diese Wüsten zeichnen sich durch die klimatisch härtesten Bedingungen aus. Extreme Hitze, Trockenheit und Wind gehören zu den Herausforderungen. Mentale Stärke bedeutet für Samantha Gash: “die herausfordernden Momente im Sport anzunehmen und darüber hinaus die Fähigkeit zu besitzen, in kürzester Zeit schlechte Gefühle in gute Gefühle umzuwandeln. Ich versuche mich auf das positive Gefühl zu konzentrieren, wenn ich eine Challenge geschafft habe. Ich darf den körperlichen Schmerz niemals zulassen, deshalb lenke ich mich ab und denke daran, warum ich das hier gerade mache und was so gut daran ist.” 

Episode 56 | Mentale Belastbarkeit und Herausforderungen von Profisportlern - Micha Østergaard

 

Mentaltraining


Mentaltraining, aber warum?

Jede Form von Höchstleistung beginnt bei Extremsportlern zunächst im Kopf, nämlich mit einer Entscheidung. Wenn es darum geht, über die Grenzen des eigenen Körpers hinaus zu gehen, ist vor allem mentale Stärke gefragt. Häufig wird aber der Stellenwert von mentaler Stärke unterschätzt. Die University of Ottawa führte eine Studie mit 235 kanadischen Olympiateilnehmern durch. Dabei wurde das Level der mentalen Bereitschaft und mentalen Stärke der Teilnehmer ermittelt. Das Ergebnis der Studie war eindeutig: Die Olympioniken und Olympionikinnen, die während der Spiele am erfolgreichsten waren, waren auch mental bereit, Höchstleistungen zu bringen. Zu gewinnen und die eigenen sportlichen Ziele zu erreichen, war zum wichtigsten Lebensinhalt geworden. Ein kanadischer Kanufahrer aus dem Olympischen Team 1984 äußert sich im Rahmen der Studie so: “Alles was ich tue, wird daran gemessen, wie es mein Training beeinflusst. Wenn ich ins Kino gehe, statt zum Training, muss man sich fragen: Hilft das mein Ziel zu erreichen? Wenn die Antwort “Nein” ist, muss man einfach stark bleiben und sich immer wieder das sportliche Ziel vor Augen führen.” ² Die Mentale Stärke der Olympioniken bedeutet somit vor allem eins: Ein klar definiertes Ziel vor Augen haben, dass mit aller Konsequenz verfolgt wird. Dir fehlt noch der nötige Motivationsschub? Dann haben wir hier außerdem 10 Tipps für mehr Motivation und Durchhaltevermögen.

Diese Fähigkeiten lassen sich durch recht simple Übungen in Form von Mentaltraining verbessern. Die wohl häufigste Form des Mentaltraining im Bereich der Sportpsychologie nennt sich Visualisierung. Eine vom International Journal of Sport and Exercise Psychology veröffentliche Studie an professionellen Turnerinnen, bestätigt den Erfolg der Visualisierungstechnik.³ Gerät man in sportlich extreme Belastungssituationen, greift man automatisch auf bereits vorhandene Handlungsmuster zurück. Das würde normalerweise bedeuten, dass man aufhört, wenn’s schwierig wird. Dagegen kann es helfen, sich im Vorhinein einen “geistigen Fahrplan” zu entwerfen und sich die bevorstehende Belastungssituation genau vorzustellen. Gerät man dann in eine Extremsituation, kann man auf die eigenen Vorstellungen zurückgreifen und hält mental länger durch. Eine weitere wichtige Technik nennt sich “Flowstate” und beschreibt den Zustand völliger Konzentration, in dem der Extremsportler Höchstleistungen bringt und sich durch nichts ablenken lässt. Jeder Einfluss von außen (z.B. extreme Wetterbedingungen) oder von innen (z.B. Gefühl von Erschöpfung) dringt nicht in die Wahrnehmung vor. Die mentale Willensstärke ist größer, als alles andere.


Die 5 besten Tipps für dich zusammengefasst

1.) Mentale Schwäche überwinden Du bist müde und erschöpft?

Vertraue auf die Stärke deines Körpers, er kann noch viel mehr leisten, als dir dein Kopf sagt.

2.) Zielstrebig sein und Prioritäten setzen

Extremsportler wissen in jeder Sekunde, warum sie hart trainieren und dadurch manchmal Abstriche machen müssen. Verliere dein Ziel nie aus den Augen und sei konsequent in der Umsetzung.

3.) Schlechte Gefühle in Gute umwandeln

Klar, gerade macht dir dein Training wirklich keinen Spaß. Aber lass diese Gefühle nicht zu und denke an dein Ziel. Was für ein gutes Gefühl, dort angekommen zu sein.

4.) Probleme visualisieren

Extremsportler nutzen das Prinzip der Visualisierung und führen sich immer wieder vor Augen, wo Probleme auftauchen können. Dann malen sie sich die Situation detailiert aus. So wirst du im Ernstfall nicht überrascht.

5.) Im Flow bleiben

Bist du einmal im so genannten "Flowstate", lenkt dich nichts mehr ab. Du bist in deiner Mitte und perfekt darauf konzentriert, Höchstleistung zu erbringen. Diesen Zustand gilt es, zu erreichen.


Podcast zum Thema: Episode 25 | Das Mindset eines Olympiasiegers

Moritz Fürste, DER Hockey Nationalspieler, Olympiasieger, Weltmeister, ehemaliger Kapitän und derjenige der Hockey in Deutschland auf ein ganz anderes Level gebracht hat bei uns im Podcast! Wir können es selbst noch kaum glauben, aber wir hatten die Ehre mit Moritz zu sprechen. Du erfährst, wie sich Moritz auf seine Spiele vorbereitet hat, welchen enormen Einfluss die Einstellung des kompletten Teams auf den Verlauf des Spiels hat und welche Routinen die Nationalmannschaft beziehungsweise Moritz als Spieler anwendet! Finde heraus, welche Tipps auch du für dich selbst umsetzen kannst, um dir eine Scheibe von der mentalen Stärke eines Olympiasiegers abzuschneiden. Es war uns eine riesen Ehre einen Weltklasse Sportler wie Moritz bei uns im Podcast zu haben!

 


Quellen:

1.) http://greatist.com/fitness/mental-training-tips-professional-athletes
2.) http://www.zoneofexcellence.ca/free/excellence/mental%20links%20to%20excellence.pdf 
3.) http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/1612197X.2012.661202